Meine Heimat ist bunt!

Der Knopf kommt ins Rollen

Beim Knopfeln in meiner kunterbunten Werkstatt in Bayerisch-Schwaben
Beim Knopfeln in meiner kunterbunten Werkstatt in Bayerisch-Schwaben

Der Kopf hinter den Knöpfen heißt Sandra-Janine Müller, 1981 geboren und in Franken aufgewachsen. Nach Abitur und Studienzeit führte mich mein Weg nach Bayerisch Schwaben zur Trachten-Beratungsstelle des Bezirks Schwaben, wo ich eine Schneiderlehre mit viel Handarbeit und dem Schwerpunkt Tracht absolvierte.

 

Dabei erlernte ich neben anderen traditionellen Handwerkstechniken auch die Herstellung von Posamentenknöpfen und wurde 2014 Mitautorin des Buchs "Posamentenknöpfe", zusammen mit Monika Hoede, Jürgen Sturma, Gerd J. Grein und Sabine Krump. Als Grundlagenwerk und erste deutschsprachige Publikation zum Thema sorgte es für viel Aufsehen und ist mittlerweile in vielen Design- und Modeschulen Standard. Auch Restauratorinnen und Gewandmeister, Filmausstatterinnen und Künstler nutzen das Werk. 2016 erschien bei Doemer-Knaur "Die ganze Welt der Knöpfe", ein Buch mit bunten Anwendungsideen und vielen Arten von Knöpfen, das Monika Hoede, Sabine Krump, Helene Weinold und ich im Team verfasst hatten (leider inzwischen vergriffen). 2021 folgte "Schwaben umspinnt. Die Knopfmacherin - der Knopfmacher" (Hoede, Müller), das die Hintergründe der Knopfmacherei zeigt, sowie viele inspirierende Detailfotos historischer Knöpfe und moderner Umsetzungen.

 

Durch die Bücher, unsere Kurse, zahlreiche Medienberichte und das Internet mit Facebook & Co verbreitete sich die neue Knopf-Lust bis hin nach Japan, Finnland und Südamerika.

 

Die Knopfkunde macht die Runde

Vom Trachtenpunk zum Trendsetter: die Erfindung des Zwirnknopf-Selfies
Vom Trachtenpunk zum Trendsetter: die Erfindung des Zwirnknopf-Selfies

Mit Erscheinen des ersten Buches kam bald die Frage nach Workshops auf. So erprobte ich verschiedene Wege, die komplexen Handwerkstechniken auf einfache Art zu erklären und entwickelte ein eigenes Lehrsystem für Posamentenknöpfe. Seit 2010 gebe ich regelmäßig Knopfmacher-Kurse, die sich über die bayerischen Grenzen hinaus wachsender Beliebtheit in der Handarbeits-Szene erfreuen. An unzählige Menschen durfte ich die Knopf-Leidenschaft schon weitergeben. Mittlerweile reisen Interessierte aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden an, um bei mir die farbenfrohe Handarbeitskunst zu erlernen und miteinander in persönlichen Kontakt zu kommen - ganz unglaublich kommt mir das manchmal vor, aber ich höre nicht auf, mich darüber zu freuen!

 

Einige meiner ehemaligen Schülerinnen geben inzwischen selbst Kurse, andere gehen ihren Weg im Kunsthandwerk und wieder andere Knopfeln nur sich und ihrem Umfeld zur Freude. Im Internet kann man verfolgen, wie mit den kreativen Knopf-Fans von heute neue Muster und Technik-Kombinationen entstehen und wie sich die Menschen gegenseiteig inspirieren. Es bewegt sich was rund um die Knöpfe. Wir haben es wohl tatsächlich geschafft, ein altes Handwerk wieder zum Leben zu erwecken!

 

Die Posamentenknopf-Manufaktur

Knopf in aufwändiger Technik, passend zum Motto: Meine Heimat ist bunt!
Knopf in aufwändiger Technik, passend zum Motto: Meine Heimat ist bunt!

Aus der Trachtenschneiderin Sandra ist eine berufliche Knopfmacherin geworden, die ihr Handwerk mit Begeisterung und Herzblut ausübt und in die Welt trägt. Die Entwicklung des zugrunde liegenden speziellen Knopfmacher-Zubehörs erforderte zunächst jedoch einige Zeit und Tüftelei. Aber zum Glück habe ich bald findige Partner aufgetan und konnte 2015 die Posamentenknopf-Manufakur gründen, die sich inzwischen einen Namen gemacht hat als erster Anbieter für Knopfmacher-Zubehör. Und als Anlaufstelle für alle, die sich selbst in der alten Handwerkskunst unterrichten lassen oder individuelle Knopf-Unikate in Auftrag geben wollen.

 

Gute Qualität, aber auch Umwelt- und Sozialbewusstsein liegen mir bei der Beschaffung und Weiterverarbeitung der Knopfmacher-Produkte am Herzen. Ich bemühe mich um ein "made in bavaria", wo es geht. Unterstützt werde ich bei allem von meinem Lebenspartner Markus, der das Knopfeln auch für sich entdeckt hat. Als stets gut gelaunter Coreferent führt er mit mir gemeinsam Mehrtages-Seminare durch oder macht Handwerksvorführungen auf Märkten. In ihm habe ich praktischerweise auch gleich einen Tester neuer Produktideen im Haus.

 

Wenn ich nicht für die Manufaktur tätig bin arbeite ich in meinem eigenen Schneideratelier, wo ich als Designerin unter dem Namen "Trachtenpunk" und dem Motto "Meine Heimat ist bunt" Tradition und Moderne in zeitgemäßen Trachten auf Grundlage historischer Kleidungsformen verbinde. Der unerwartete Knopfboom hat mehr Zeit erfordert als gedacht und so musste die Trachtenpunkerei lange wegen akuter Knopferitis pausieren. Erst die Corona-Pandemie brachte durch ausgefallene Kurse und Märkte wieder mehr Raum für die Schneiderei. Auch Markus hat inzwischen seine eigene Kollektion an historisch inspirierten Feierabendkappen mit Posamentenknopf-Verzierung herausgebracht, die er selbst näht und beknopft (www.trachtenpunk.com).

 

Vom Glück im kleinsten Knopfe

Die kleine Umhängetasche aus Stoffresten bringt den Knopf groß raus
Die kleine Umhängetasche aus Stoffresten bringt den Knopf groß raus

Was mich an den Posamentenknöpfen so fasziniert, ist ihre Vielseitigkeit. Es gibt so viele schöne Muster und so viele Farb- und Garnkombination. Immer wieder komme ich auch auf neue Ideen, wie sich Techniken kombinieren lassen oder entdecke neue Verwendungsmöglichkeiten für die kleinen Kunstwerke.

 

Es lässt sich fast alles mit einem Knopf verzieren und individualisieren. Und das Gute ist, im Vergleich zu einer Näh-, Strick- oder Häkelarbeit bin ich mit einem Knopf auch vergleichsweise schnell fertig und kann gleich wieder ein neues Kreativprojekt in Angriff nehmen. Besonders gerne nutze ich die Zeit auf Bahnfahrten dafür - mein Zubehör habe ich in einer kleinen Kiste als mobiler Werkstatt immer mit dabei. Wenn ich Zeit habe arbeite ich mit Hingabe an eigenen Designs und Schmuck-Kollektionen.

 

Eine besondere Kraft liegt im Machen. Beim Knopfeln vergesse ich die Welt und die Sorgen und bin ganz bei mir und meinem Werk. Die Zeit verfliegt im Nu und am Ende bin ich stolz und glücklich, wenn ich das farbenfrohe Ergebnis in Händen halte.

 

Meine Tätigkeit als Kursleiterin liebe ich vor allem wegen der glücklichen Gesichter der Teilnehmenden, die beim Knopfmachen die gleiche freudige Erfahrung machen wie ich. Wie schön ist es doch, wenn am Ende auch diejenigen, die sich anfangs vielleicht selbst gar nicht so als Handarbeitsversiert wahrgenommen haben, jede und jeder mit einem wunderschönen kleinen Erfolgserlebnis in der Hand nach Hause gehen! Dann weiß ich: unsere Welt ist wieder ein bisschen bunter geworden!