· 

Scheiben? Ringerl? Sternenknöpfe an der GEA-Akademie

Kennt ihr die Waldviertler-Schuhe von GEA? Das sind fair produzierte schlichte langlebige handgemachte Lederschuhe, die es in verschiedenen Farben und Ausführungen gibt. Markus und ich sind jedenfalls Fans. Daher haben wir uns riesig über die Einladung gefreut, im August an ihre Produktionsstätte nach Schrems ins österreichische Waldviertel zu kommen um ein dreitägiges Knopfseminar an der GEA-Akademie zu gegeben.

 

Die befindet sich im Gebäude der Schuhwerkstatt, in dem laufend Kurse zu verschiedenen Themen aus den Bereichen Handwerk, Musik, Gesundheit und Gesellschaft angeboten werden. Im Innenhof stehen zwei wunderschöne Holzjurten als Verkaufsraum und Treffpunkt.

Überall findet man gemütliche Sitzgelegenheiten aus der Hauseigenen Möbelproduktion. Außerdem gibt es einen Essensraum, in dem immer Getränke bereit stehen. Irgendwo im Produktionsgebäude wohnen auch die berühmten Chefs Heini und Renate, die immer mal wieder barfuß vorbei gelaufen kamen, wenn sie nicht grad irgendwo tatkräftig mit anpackten. Schuhe hätten sie ja vermutlich genug, aber es herrschte eine ziemliche Hitzewelle an diesen Tagen und da waren sie nicht die einzigen, die es sich bequem machten.

 

„Scheiben? Ringerl? Sternenknöpfe!“ lautete das Motto unseres Kurses. Denn in Österreich sind mehr die Zwirnknöpfe verbreitet, die um Ringe gearbeitet werden und die flachen Holzrohlinge noch nicht so bekannt. Dem wollten wir entgegenwirken. Sternmuster lassen sich ja gut über beide Arten von Knopfrohlingen zaubern!

Wir richteten uns im Raum "Freigeist" ein und legten freigeistig und gut gelaunt los. Im Kurs herrschte sonnigste Laune, ein Überschuss an Christineatischen Namen und Leuten aus Wien. Aber auch aus weiter entfernten Gegenden kamen die Damen ins Waldviertel angereist und folgten dem Ruf der Knöpfe. Darunter sowohl neugierige Anfängerinnen als auch geübte Knopfistinnen mit Knopfschatzkästchen oder Zwirnknopfprofis mit Regenbogenknopfketten. Zuwachs bekamen wir noch durch die kleine Tochter einer Teilnehmerin, die sich so geschickt beim Knopfmachen anstellte, dass sie kaum auffiel - ein wahres Handarbeitstalent!

Man verstand sich allgemein prächtig („eh dei Freindin“) und bald entstanden Sterne über Sterne. Und neue Wörter. Der Languettenstich wurde kurzerhand umgetauft in Langnettenstich oder Lagnetenstich – von nett und magnetisch verbindend. Manche entdeckte ihre Liebe zu dantschigen Designs (oberbay. für positiv kitschig und niedlich) und manch einer wurde der eigene Knopf zum Bantscherl (österr. für Liebelei). Nur für den Schnirpfi, das Schwanzerl, den Wurmfortsatz konnte kein wirklich passender einheitlicher Begriff gefunden werden - nein, das ist nichts Versautes und hat auch nichts mit einem Bantscherl zu tun!

 

Während Markus Kurs-Part schaffte ich es mithilfe des Meditationsweckers („mit jedem Tick ein Stich“) tatsächlich, auch mal die Bappn zu halten und ruhig vor mich hin zu knopfeln. Unter dem Leitspruch „Ich mach, was ich will, du machst, was du willst, aber ich mach nicht immer das was du willst“ war dann auch für alle anderen freies Arbeiten möglich. Selbst gewagte Designstrategien wie „Ich mach extra alles ungleich“ waren möglich, ebenso wie Fleißarbeiten an Schachbrettern, Oktagonen und Ungesterntem.


Für noch mehr Abwechslung sorgte zwischendrin eine Führung durch die Schuhwerkstatt, die all die einzelnen Produktionsschritte erahnen ließ. Abends fanden sich Badeausflügler, Barfußläufer, Bierwickler und Garn-Besessene noch draußen im Hof ein, mischten sich mit TeilnehmerInnen anderer Kurse und GEA-Mitarbeitern im Feierabend. Und Knopfelten bis das Licht weg war. Wen wunderts, wenn da so fantastische Ideen entstanden wie die von einem riesigen Knopf-Faszinator, der seine Trägerin vom Winde verweht in die Lüfte steigen lässt, über alle banalen Dinge. Bis dass der Gatte ruft „Moment, ich hol mal schnell meine Frau…“ und die Leine einholt. Zum Glück fühlten wir uns alle weniger angeleint als frei und allzeit bereit zu einem fröhlichen „Knopf, Knopf – Hurra!“.

 

Wunderbarer Abschluss unseres gemeinsamen bunten Erlebens war ein Konzert des Musik-Workshops um den berühmten Tubaspieler Jon Sass, zu dem sich auch die Kräuter-Frauen, der Bogenbauer vom nächsten Kurs, die Chefs und Kunden vom Laden als begeistertes Publikum einfanden. Es waren wirklich außergewöhnliche und erfüllende Tage an diesem besonderen Ort mit besonderen Menschen.

 

Und natürlich habe ich mir am Ende dann noch Schuhe gekauft.